Allgemeines

60 Jahre Obstforschung in Mecklenburg-Vorpommern - Teil 1

Auf 60 Jahre Obstforschung kann Mecklenburg-Vorpommern in diesem Jahr zurückblicken.                   Am 1. August 1952 begann mit der Einrichtung einer Abteilung Obstbau am Institut für Acker- und Pflanzenbau der Universität Rostock die staatliche Obstforschung in M-V.
Der Autor hat mit viel Herzblut recherchiert und ließ viele Dokumente sowie Bildmaterial, welches er bis in die heutige Zeit gerettet hat, in seinen Bericht - Teil 1: Die Anfangsjahre einfließen.

60 Jahre Obstforschung in Mecklenburg-Vorpommern - Teil 2

Auf 60 Jahre Obstforschung konnte Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2012 zurückblicken.
Im Teil 2 der Berichts-Serie wird die Entwicklung des Obstbaus in den 3 Nordbezirken  der ehemaligen DDR (Rostock, Schwerin und Neubrandenburg) in den 1950er Jahren besonders betrachtet.

60 Jahre Obstforschung in Mecklenburg-Vorpommern - Teil 3

Auf 60 Jahre Obstforschung konnte Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2012 zurückblicken.
Teil 3 der Berichts-Serie zeigt sehr anschaulich das Bemühen der Verantwortlichen, die Ende der 1950er Jahre völlig überalterten und oftmals unwirtschaftlich betriebenen Obstanlagen zu erneuern und so zu bewirtschaften, dass eine ausreichende Obstversorgung der Bevölkerung sichergestellt werden konnte. Der Standort Rostock-Biestow erlangte in dieser Zeit herausragende Bedeutung. Neben Kern- und Steinobstversuchen waren die Forschungen zum Johannisbeeranbau ein weiterer Schwerpunkt der Versuchstätigkeit.

60 Jahre Obstforschung in Mecklenburg-Vorpommern - Teil 4

Auf 60 Jahre Obstforschung konnte Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2012 zurückblicken.
Im Teil 4 der Berichts-Serie wird über die Züchtung neuer Apfelsorten informiert. Besondere Bedeutung erlangten die Müncheberger Apfelzüchtungen, von denen viele Sorten wie 'Carola', 'Alkmene', 'Auralia' und 'Undine' auch heute noch in unseren Gärten zu finden sind.

Der Artikel wird gestützt durch zahlreiche erhalten gebliebene Aufzeichnungen zur Auslese der Müncheberger Neuzüchtungen von Prof. Dr. Dietrich Neumann, seinerzeit Arbeitsgruppenleiter Obstbau der Universität Rostock mit Wirkungsstätte in Rostock-Biestow. Vor seinem Wechsel nach Rostock war er am Institut für Obstbau und Obstzüchtung Marquardt der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften mit der Bewertung neuer Obstsorten beauftragt und begann schon dort mit der Organisation eines sehr breit angelegten Netzes von Versuchsstandorten in der ganzen DDR. Ihm ist es maßgeblich zu verdanken, dass die Müncheberger Apfelsorten von Rostock aus ihren Siegeszug besonders im Norden des Landes antraten.

Franz Hermann Müschen - der Nestor der mecklenburgischen Obstkunde

Anlässlich des 230. Geburtstages des ersten Pomologen Mecklenburgs fand am 8. und 9. Mai 2004 ein Festsymposium in Tellow und Belitz statt. Cirka 100 Besucher bekamen ein interessantes Programm geboten, in dem mehrere Redner den Bogen vom Leben und Lebenswerk Müschens und Persönlichkeiten seiner Zeit, vom Zustand des Gartenbaus in Mecklenburg in damaliger Zeit über die Entwicklung des Obstbaus und der Obstforschung in den vergangenen 150 Jahren bis zur Arbeit eines Obstbaubetriebes in heutiger Zeit spannten.
Höhepunkt des ersten Tages war die Pflanzung eines Baumes von ’Müschens Rosenapfel’ im Tellower Gutsgarten durch den Landwirtschaftsminister Dr. Backhaus, der auch ein Grußwort zur Eröffnung hielt.
’Müschens Rosenapfel’ galt Mitte des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts als eine der besten Frühherbstsorten und war weit verbreitet. Ein Originalbaum war im Pfarrgarten Belitz wiederentdeckt worden.
Der zweite Tag begann mit einem Festgottesdienst in der imposanten Kirche zu Belitz, der früheren Wirkungsstätte F. H. Müschens. Anschließend wurden nach der Besichtigung seiner Grabstätte neben der Kirche im Belitzer Pfarrgarten Sortenschilder an die alten Obstbäume angebracht, von denen einige noch aus dem 19. Jahrhundert stammen.
Franz Hermann Müschen lebte von 1774-1847. Er wuchs in Boizenburg auf, besuchte das Lehrerseminar Ludwigslust und trat 1798 die Organistenstelle in Belitz bei Laage an. Von Jugend an hatte er sich der Landwirtschaft, speziell dem Garten- und Obstbau gewidmet.
Im Obstbau der damaligen Zeit war die Sortenvielfalt verwirrend groß. Jeder, der einen guten Sämling fand, gab ihm einen Namen. Über die Zeit hatten durch Reiser- und Baumtausch sich viele der besten Sorten über weite Gebiete verbreitet und dort regional verschiedenen Namen erhalten. Franz Hermann Müschen war in Mecklenburg einer der ersten Pomologen, der sich mit der Sammlung, Prüfung und Beschreibung des regionalen Obstsortimentes befasste.
Im Amtsgarten in Belitz fand Franz Hermann Müschen eine Anzahl guter Obstsorten seines Vorgängers vor. Um 1802 gründete er dort eine Baumschule, aus der ab 1808 Obstbäume verkauft wurden. 1809 erschien sein erstes Sortenverzeichnis, das später bis auf 640 Obstsorten anwuchs (darunter 110 Rebsorten).
Seine Erfahrungen veröffentlichte er in dem vierteiligen Werk "Beschreibung der älteren und neuesten Kern- und Steinobstsorten im nördlichen Deutschland", welches 1821 bis 1828 erschien.
Mit seiner Sammlung legte Franz Hermann Müschen den Grundstein für die Arbeit seines Sohnes G. Bogislav Müschen (1812-1897), der zu den Mitbegründern des Deutschen Pomologen-Vereines, der 1860 gegründet wurde, gehörte.
Über den Pomologen-Verein haben die Obstsortenkenner die Sorten an eigenen Bäumen selbst erprobt, ihre Namen pomologisch richtig zugeordnet und die Synonyme ermittelt. Mit der Feststellung der Eigenschaften der Sorten, ihrer Vorzüge und Fehler, ihrer Ansprüche an den Boden und das Klima haben sie die erste zuverlässige Grundlage geschaffen, um die richtige Auswahl der für die jeweiligen Standortverhältnisse geeignetsten und besten Obstsorten zu treffen.
Zum ersten Stamm von Mitgliedern, welche bei der Gründungsversammlung ihren Beitritt zum Deutschen Pomologen-Verein erklärten, gehörten aus Mecklenburg auch:
Haedge, Kunst- und Handelsgärtner in Rostock,
Löper, Dr., Rat in Neubrandenburg und
Rudolphi, Dr., in Mirow in Mecklenburg.
Über G. Bogislav Müschen, dem Sohn von Franz Hermann Müschen, ist in der Festschrift von 1910 zum 50-jährigen Bestehen des Deutschen Pomologen-Vereins aufgeschrieben:
"G. B. Müschen, Kantor in Belitz in Mecklenburg, war schon durch seinen Vater in Pomologie und Obstbaumzucht unterrichtet worden, von dem er auch sein pomologisches Erbteil, eine Sammlung von 600 Obstsorten erhielt. Durch die Versammlungen des D. P.-V. wurde er mit vielen gleichbestrebten Mitgliedern bekannt und trat mit ihnen in einen regen Erfahrungsaustausch. Er sammelte gegen 2.000 Obstsorten, war aber stets bemüht, nur die wertvollen, edlen Sorten zu verbreiten. Mecklenburgs Obstbau verdankt Müschen’s eifriger Tätigkeit außerordentlich viel."
Auch heute noch ist es das vordringliche Ziel eines standortgebundenen Obstversuchswesens in Mecklenburg-Vorpommern, die für den Standort geeignetsten Obstsorten und Unterlagen aus dem Weltsortiment herauszufinden, ihre Vorteile und Probleme festzustellen, um den Obstbaubetrieben gesicherte Empfehlungen zur Stärkung ihrer Wettbwerbsfähigkeit geben zu können.
Aber nicht nur die Obstbaubetriebe profitieren vom pomologischen Wissen der Spezialisten. In so gut wie jedem Klein-, Haus- und Bauerngarten in Mecklenburg-Vorpommern stehen Obstbäume und es macht den Besitzern und Bewirtschaftern oftmals unheimlich viel Spaß und es ist für viele eine Art der aktiven Erholung, schmackhaftes und gesundes Obst zu ernten und zu verwerten. Auch für dieses Klientel, das mehrere Hunderttausend Einwohner in MV umfasst, sind regionale Sortenempfehlungen wertvoll.
Dabei geht es nicht nur um die allerneuesten Sorten. Gerade die alten Sorten sind als Erinnerung an Kindheit und Großeltern und vor allem wegen ihrer Robustheit gegenüber Krankheiten und Schädlingen sehr beliebt.
Viele der neuen Sorten verlangen eine hohe Pflegeintensität, was in den Klein- und Bauerngärten nicht gewährleistet werden kann. Auch eignen sich nur die wenigsten neuen Sorten für landschaftsprägende Streuobstwiesen, wofür die alten Sorten, wie z.B. ’Boskoop’, ’Kaiser Wilhelm’, Jakob Fischer’, die Hasenköpfe und Prinzenäpfel in der Mehrzahl gut geeignet sind.


Quellen:
Festschrift zum fünfzigjährigen Bestehen des Deutschen Pomologen-Vereins 1860-1910. Eisenach, 1910
Streuobstkartierung in Mecklenburg-Vorpommern vor dem geschichtlichen Hintergrund obstbaulicher Tradition. Dummerstorf, 1996